Was macht man mit Betonresten vom letzten Bauprojekt außer das nächste Großprojekt anzusteuern? Spontan dachte ich daran, meine Blumentöpfe auf der Fensterbank durch stylische Betontöpfe zu ersetzen. Der erste Versuch, kreativ mit dem Werkstoff umzugehen, war aber leider für die Tonne, denn die Anforderungen für Beton DIY-Objekte sind doch anders als bei der großformatigen Betonnutzung. Der nächste Versuch hat mich in einen wahren Betonrausch versetzt! Wie ich dahingekommen bin und was das Ergebnis war, habe ich Euch zusammengestellt.

Nach gründlicher Recherche habe ich mich dazu entschlossen, die Finger von Schnellbeton, -zement oder auch Kreativbeton zu lassen. Bei Schnellbeton und Schnellzement zieht die Masse – der Name lässt es vermuten – rasch an und eignet sich nur bedingt für Beton DIY-Objekte, die man vielleicht mit etwas Muße angehen möchte. Kreativbeton ist mir schier zu teuer. Fertigbeton wäre noch eine preisgünstige Alternative, hier sollte man jedoch auf die Beimischung von Sand bzw. Kies achten (je gröber die Mischung umso gröber auch das Ergebnis). Allerdings bekommt man Fertigbeton in Einheiten ab 25kg – das passte für mich persönlich in dem Fall nicht.

Meine Zutatenliste

5 kg Zement
Quarzsand in einer Körnung von 0,1-0,4 mm (Ihr braucht max. 2,5 kg, aber ich habe nur Einheiten ab 10kg gefunden)
Töpfe aus Kunststoff/Silikon in unterschiedlichen Größen
Speiseöl
Eimer zum Anrühren
Spachtel, Löffel, Becher oder Schöpfkelle zum Abmessen
Mundschutz und Handschuhe
Abdeckung für den Tisch (falls Ihr unbedingt im Wohnraum werkeln „müsst“ wie ich)

Wasser
Kieselsteine
ggf. weitere Formen für andere Objekte, z.B. Becher (für Windlichter), Flaschen (für Vasen), flache Formen (für Untersetzer), Gipsschale und Holzrundstab (für den Küchenrollenhalter), Tetra-Verpackungen…

Vorbereitung

Nachdem der Arbeitstisch gründlich abgedeckt ist, solltet Ihr Euch mit Mundschutz und Handschuhen schützen. Beton reizt Atemwege und Haut – zudem staubt es ordentlich. Ich empfehle auch dringend, nicht die Sonntagskleidung anzuziehen. Ich bin ehrlich, es gibt innerhalb weniger Minuten schon eine Kleckerei auf dem Tisch und ggf. auf der Kleidung, das habe ich vorher unterschätzt.

Die Gießform

Beton hat die Eigenschaft, sich beim Aushärten auszudehnen. Daher benutzt lediglich glatte Formen aus Kunststoff, optimalerweise nicht zu hart, Silikonformen sind perfekt. Falls Löcher vorhanden sind, diese mit Klebeband gut abdichten. Durch das kleinste Loch kann sich später der Beton seinen Weg bahnen und Euer Projekt sabotieren. Streicht die Gießformen mit Öl ein, die äußere Gießform von innen, die innere Gießform von außen. Dies soll den Beton besser lösen.


Anmischen

Die richtige Mischung macht’s. Für solch filigrane Arbeiten hat sich ein Mischungsverhältnis von 2 Teilen Zement zu 2 Teilen Quarzsand bewährt. Quarzsand macht Zement übrigens erst zu Beton – und soll zur Festigkeit des Endproduktes beitragen. Zum exakten Abmessen habe ich einen alten Becher benutzt und immer abwechselnd in kleinen Dosen Zement, Quarzsand und Wasser angerührt. Die Wasserzugabe ist Gefühlssache, der Beton soll noch fließen können, darf nicht zäh, aber auch nicht zu dünn sein. Wer gerne backt, kann sich an der Konsistenz eines Rührteiges orientieren und findet so die optimale Zusammensetzung. Mischung soweit an- und umrühren, bis alle Bestandteile gut vermengt sind.

In (die) Form bringen

Dann könnt Ihr die Masse in die äußere Gießform füllen.

Achtet darauf, dass Ihr nicht bis zum Rand auffüllt, denn es muss noch Platz bleiben für die innere Form. Damit sich Bläschen aus dem Beton lösen, klopft Ihr die Form sachte mehrmals auf dem Tisch.

Im folgenden drückt Ihr die Innenform mittig in die Betonmasse und beschwert sie mit den Kieselsteinen. Ihr lasst die Form  mindestens vier Tage trocknen. Gebt dem Beton diese Zeit, damit er vollständig aushärten kann.

Weitere Betonojekte

In der Zwischenzeit zeige ich Euch, was man noch alles fertigen kann.

Die Vase. Für die Innenform nehmt Ihr eine Plastikflasche oder einen Tetra-Karton. Die Innenform ist ein dünnes Röhrchen, welches für den Trocknungsvorgang mit Klebestreifen fixiert wird.

Der Küchenrollenhalter. Für den Sockel eignet sich eine Gipsrührschale. Damit der Holzrundstab sicher sitzt, sägt kleine Kerben in den unteren Stab, in den sich der Beton ausdehnen kann. Damit der Stab an Ort und Stelle bleibt, müsst Ihr Euch eine kreative Lösung überlegen. Meine bestand aus zwei Haushaltsgummibändern und zwei Winkeln. (siehe Gesamtbild)

Das Windlicht. Ganz einfach aus zwei Bechern gemacht, die Aluform eines Teelichtes als Innenform benutzen und ebenfalls mit Steinen beschweren.
Der Topfuntersetzer. Hier bietet sich jegliche Form an – ob rund oder eckig. Mit Beton auffüllen, fertig. Einfacher geht es nicht.
Für alle hier gezeigten Objekte habe ich 5kg Zement verarbeitet.

Aus der Form lösen

Die Trocknungszeit ist vorbei und ich rate Euch dringend, bei den letzten Schritten nicht hektisch zu werden. Es ist nicht immer leicht, die Formen zu lösen, manchmal steckt der Beton fest. Aber mit Fingerspitzengefühl und einigen Kniffen klappt es. Legt Euch einen Hammer (vorzugsweise aus Gummi) und ein Küchentuch bereit.
Bei den Blumentöpfen löst Ihr zuerst sachte die Innenform. Dabei lieber kleinteilig vorgehen, falls die Form zu feste sitzt. Ist das geschafft, dreht Ihr die Innenform um, legt ein Handtuch über und klopft mit dem Hammer leicht auf den Boden. Da er, wenn er rutscht, ruckartig rutscht, haltet Eure zweite Hand unter, um den Betontopf aufzufangen. Es kann aber einen Moment dauern, das ist normal.

Die übrigen Formen behandelt Ihr nach dem gleichen Prinzip, wobei sich einige Formen auch ohne Zutun leicht lösen. Die Plastikflasche habe ich einfach von außen vorsichtig mit einem Teppichmesser aufgeschnitten und so vom Beton abgezogen. Es empfiehlt sich, das Röhrchen in der Betonvase zu belassen und bündig z.B. mit einem Teppichmesser
abzuschneiden (oder herausnehmen, das Röhrchen unter Vaseninnenhöhe kürzen und wieder einsetzen). Meine Betonvase
hat zumindest Wasser gezogen, welches dann wiederum den Blumen fehlte.

Feinschliff und Farbe

Nun stehen die wunderschönen Betonobjekte da und können, soweit gewünscht, weiter bearbeitet werden. Der Rand ist uneben oder die Form nicht gleichmäßig geworden? Mit Schleifpapier lassen sich diese kleinen Makel schnell beseitigen.

Wer mag, bringt Farbe ins Spiel. Ich habe mich für eine Mischlösung entschieden. Die Blumentöpfe und der Küchenrollenhalter bleiben pur im Betonlook.

Die Untersetzer und die Windlichter bekommen einen Shabby Look verpasst, die Vasen einen deckenden Farbstreifen. Ich habe mich dafür das erste Mal mit Kreidefarbe versucht und bin angetan von den Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten. Für den Shabby Look habe ich die Farben, die sehr ergiebig sind, mit einem Schwamm aufgetragen. Erst den helleren Ton, dann nach Trocknung einen dunkleren darüber. Mit feinem Schleifpapier lässt sich die untere Farbe anschließend herausarbeiten.

Anders bin ich bei den Vasen vorgegangen und habe einen Farbton mit Pinsel – zwei Mal – aufgetragen.

Ich finde, alle Ergebnisse lassen sich sehen. Und jetzt ran an die Rührtöpfe – Spaß, Kreativität und Erfolg warten auf Euch!

 

 

 

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